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AutorenbildSebastian Brändli

BÜSIHUNDBRUNNEN

Aktualisiert: 13. Nov. 2023

Haben Sie beim Gang zur Migros oder in die Apotheke diesen Brunnen schon mal bemerkt, oder gar genauer betrachtet? Er ist nicht auffällig, und er wirkt derzeit auch nicht sehr gepflegt – baustellenbedingt? Doch dass er existiert bzw. weshalb er existiert, kann man sich beim Schauen gar nicht ausmalen!


«Büsihundbrunnen» beim Morgental. Foto SB (24.01.2021)


Die Geschichte geht so (und sie ist im Buch übers Neubühl, «Im Dorf vor der Stadt», von Emanuel La Roche S. 118, nachzulesen): In den Häusern und Wohnungen des Neubühls wohnten viele Künstler. Die zahlten ihren Mietzins nicht immer pünktlich, was mit der unsicheren Einkommenslage vieler Artistinnen und Artisten zusammenhing. Ein besonders krasser Fall war der von Paul Vogelsanger (1880-1967).


Zu ihm schreibt La Roche: «Oder der bei Kindern so beliebte Bildhauer Paul Vogelsanger: Er schickte die Kündigung von Wohnung und Atelier, die der Vorstand wegen permanenten Rückständen nach sechs Jahren Zuwartens doch noch ausgesprochen hatte, kurzerhand dem Stadtpräsidenten mit der Aufforderung, ihm einen Auftrag zu erteilen. Und tatsächlich: Für die Wasserversorgung durfte Vogelsanger den Brunnen mit Hund und Katz am Morgental gestalten, wofür er ein Honorar von 900 Franken erhielt, das sogleich als Teilzahlung für seine aufgelaufene Schuld in die Kasse Neubühls floss.»


Schauen Sie sich den Brunnen beim nächsten Mal genau an. Weshalb steht hier ein solcher? Nicht nur, weil Vogelsanger auf Suche nach Aufträgen war. Sondern weil es darum ging, statt der früheren Tramstation etwas klein-bescheidenes, aber doch urban-repräsentatives zu schaffen. Denn hier stand das ursprüngliche «Tramwartehäuschen» der Haltestelle Morgental, der Endhaltestelle des Trams aus der Stadt. Das Häuschen wurde 1914 erbaut, und 1941 abgetragen. Abgetragen? Das wäre heute hoffentlich aus denkmalschützerischer Sicht nicht mehr möglich!


Morgentalstrasse mit Tramwartehäuschen und Morgentalstr. 2. Foto 12.1.1927, Tiefbauamt. Baugeschichtliches Archiv Zürich.


Soweit, so gut.


Nun ist aber etwas dazwischen gekommen. Seit kurzem sieht der Brunnen so aus:


Verschmierter Büsihundbrunnen im Mai 2023. Autor:in unbekannt. Foto MZ.


Schade.


(SB)







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