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GÖTTI FRANZ

Einen wohlhabenden Götti zu haben ist eine feine Sache – besonders wenn dieser der berühmteste Spielwarenhändler der Schweiz ist!



Dieses Glück widerfuhr meinem Wollishofer Urgrossvater: Sein Pate und Onkel war Franz Carl Weber, welcher als junger Kaufmann von Deutschland in die Schweiz gekommen war, ab 1881 ein Spielwarengeschäft in der Stadt Zürich aufgebaut und Emilie Rebmann geheiratet hatte: Diese lernte er zu Beginn seiner geschäftlichen Tätigkeit näher kennen, als er ihr höchstpersönlich ein Schaukelpferd nach Stäfa lieferte. Ein solches wurde daher später auch zum Logo des Betriebes!

F.C. Webers Ehefrau Emilie war eine von drei Töchtern des Rebbauern-Ehepaares Johann und Barbara Rebmann-Frei. Eine weitere Tochter, Lina Rebmann, hatte einen Pfarrer geheiratet. Die Pfarrfamilie Wettstein-Rebmann lebte und wirkte im Tösstal und später in Küsnacht ZH; der drittgeborene Sohn Otto, mein Urgrossvater, war das Patenkind von Emilie und Franz Carl Weber, kam als Sekundarlehrer 1912 nach Wollishofen, wo er eine «Einheimische» heiratete und bis zu seinem Tod 1974 wohnhaft blieb.


«Götti» Franz Carl Weber-Rebmann «Göttibub» Otto Wettstein-Hausheer

1855-1948, Foto: www.fcw.ch 1883-1974, Foto in Privatbesitz


Das wäre nur halb so interessant, wenn nicht ein besonderes Geschenk die Kindheit und Jugend von Otto geprägt hätte: Franz Carl Weber und seine Frau schenkten dem Götti- und Gottenbuben jedes Jahr eine stattliche Anzahl Bleisoldaten. In seinem Lebensbericht schreibt Otto Wettstein dazu:

Mein Pate, ursprünglich ein eleganter Deutscher, baute nach seiner Verheiratung mit ungeheurer Energie und grösstem Geschick das reichhaltigste Spielwarengeschäft der Schweiz auf. Ich profitierte davon und erhielt von Gotte und Götti auf Weihnachten immer überaus reichliches Spielzeug geschenkt. Noch heute (1963) bewahre ich ca. 1000 Bleisoldaten auf, zur Freude meiner vielen Enkel, für gewöhnlich wohl verwahrt in einer Kiste.


Bleisoldaten von Otto Wettstein, Foto D. Hänni, 21.5.2023


Es wurden daher regelmässig militärische Figuren aufgestellt, Schlachten nachgespielt und «Krieg geführt». Aus heutiger Sicht keine gute Idee als Beschäftigung für Kinder – damals gang und gäbe.


Die Rückfrage beim ältesten Enkel ergab, dass die Enkelschar zwar von der Existenz der Figuren wusste, dass aber nicht damit gespielt worden sei. Auch der kürzlich verstorbene 101-jährige Neffe erinnerte sich nicht ans Spielen mit den Figuren. Ich schliesse daraus, dass die Freude wohl nur bei Otto und seinen Geschwistern vorhanden gewesen war: Noch vor der Geburt von Ottos erstem Kind brach der erste Weltkrieg aus, und die Realität überholte die Spielfreude.


Die allermeisten der vielen Figuren gingen nach dem Tod meiner Urgrosseltern in die Familie des ältesten Sohnes. Eine kleine Anzahl jedoch blieb im Haus in Wollishofen und kam später zu mir: Ein ganz spezielles Andenken für mich als älteste Urenkelin, die sich an den ehemaligen «Göttibuben» Otto noch erinnert.

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