top of page

WOLLISHOFEN IM NEUNERBLOCK

Aktualisiert: 1. Jan. 2022

Was gehört zu Wollishofen in den 1950er Jahren? Was ist typisch für das Stadtquartier, das einst nicht zur Stadt geschlagen werden wollte? Aus Sicht des Verlags Furter ist die Frage so zu beantworten: Es sind drei Kirchen, es ist ein Tram mit Wendeschleife, es sind neue Wohnbauten, die zeigen, dass es sich bei Wollishofen um ein attraktives Wohnquartier mit viel Grün und Natur handelt, das aber mit der Kernstadt verbunden und gut erreichbar ist.


Neunmal Wollishofen. Photo und Verlag: E. Furter, Zürich.

Sammlung MZ. Gelaufen 17.7.1959.


Die neun Felder der Karte zeigen Wollishofen und sollen fürs ganze Quartier stehen. Die Auswahl der Bilder ist aber recht zufällig, d.h. dem Spazierweg des Fotografen geschuldet… Und der hat es sich recht einfach gemacht. An zwei Standorten hat er fünf der Aufnahmen gemacht, die Kirchen und die Tramendstation musste er dann separat noch aufnehmen. Immerhin sind die Wohnbauten, die aufgenommen wurden, nicht zufällig: Es wird nicht das ehemalige, das bäuerliche Wollishofen gezeigt, sondern das moderne: Grosszügige Anlagen, richtige «Urbanisierung» wird vorgeführt. Sogar Wohn-Hochhäuser! Nur gerade die alte Kirche Wollishofen ist vor 1900 entstanden und zeigt damit, woher Wollishofen seinen ursprünglichen Charakter hatte! Wir beginnen links oben:


- Feld 1: Blick in die Kalchbühlstrasse, bei der Kreuzung mit der Widmerstrasse, erstes Haus: Kalchbühlstrasse 102.

- Feld 2: alte Kirche Wollishofen an der Kilchbergstrasse, erbaut und eingeweiht 1702.

- Feld 3: Blick in die Kalchbühlstrasse, bei der Kreuzung mit der Widmerstrasse (vom gleichen Ort aus aufgenommen wie Feld 1, aber gegen Norden). Kalchbühlstrasse 91 / Widmerstrasse 50.

- Feld 4: neue reformierte Kirche «auf der Egg», erbaut 1935-37 und eingeweiht 1937.

- Feld 5: Tramendstation mit Wendeschlaufe. Tramzug der Linie 7. Seit neuestem heisst der neu gestaltete Platz Wollishoferplatz.

- Feld 6: katholische Kirche St. Franziskus beim Morgental, erbaut 1927 und eingeweiht 1928.

- Feld 7: Moosstrasse/Paradiesstrasse. Moostrasse 82, von Moosstrasse 69 aus aufgenommen. Heute ist da ein Veloladen und rechtwinklig gegen die Moosstrasse ein Genossenschafts-Gemeinschaftsraum.

- Feld 8: Wohnhochhaus Moostrasse (Baugenossenschaft Im Moos, Moosstrasse 82).

- Feld 9: Wohnhochhaus Moostrasse 82, Perspektive mit Uetliberg im Hintergrund.



Neunmal Wollishofen, beschriftete Rückseite. Photo und Verlag: E. Furter, Zürich.

Sammlung MZ. Gelaufen 17.7.1959.



Für einmal interessiert auch die Rückseite! Wir tauchen unvermittelt in eine fern wirkende, nicht mehr in allen Details vertraute «entschwundene Zeit» – die Zeit der Fünfzigerjahre. Auf der Karte steht, in schwungvoller, aber nicht sehr geübter Handschrift, folgendes zu lesen:


«17. Juli 1959. Unsere Lieben!

Nun naht auch unsere Ferienzeit, Gottlob. Ich hatte noch Besuch von meiner lieben Schwester und Bruder mit Frau mit viel Umtrieb. Herzlichen Dank für Eure liebe Karte. Wir freuen uns auch sehr aufs Wiedersehen. Einen Dämpfer habt wohl auch Ihr bekommen mit der Nachricht vom lieben Annelis Spitalaufenthalt. Sie tun uns so leidt, hoffentlich geht alles gut. Auf baldiges glückliches Wiedersehen mit Euch Lieben Allen, und liebe Grüsse und Küsse, Tante Trudy und Unggle Karli»


Was da genau geschildert wird, ist aus dem Text nicht zweifelsfrei zu erkennen. Klar ist, dass in Zürich am 17. Juli auch für Tante Trudy und Onkel Karl die Ferien bald beginnen, und es wird auch deutlich, dass die angeschriebene Familie Meyer schon oben ist, in den schönen Bergen: in Ruschein bei Ilanz, also in der Surselva (von wo aus die Tante und der Onkel mit einer verschollenen Karte bedacht wurden). Unklar ist aber, ob der Onkel wirklich Karli heisst, denn der Anfangsbuchstabe ist nicht zweifelsfrei ein K; «Horli» heisst aber auch niemand, also Karli. Im Dunkeln bleibt auch Anneli, von der zwar die Spitaleinweisung belegt ist, sonst aber keine Details preisgegeben werden. Ganz kryptisch sind noch zwei Einträge, beide links oben: der eine «Pension Suliva», der andere «Flims-Waldhaus». Sie gehören wohl zusammen, denn die Pension Suliva in Flims gehörte zum Waldhaus. Aber was sollen die beiden Vermerke? Waren das Geheimtips? Oder gehören sie gar nicht auf die Karte? Wer kann das wissen?


(SB)


224 Ansichten

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

STARKER TOBAK

Wollishofen

Hof des Wolo - Obervogtei - selbständige Gemeinde - Zürcher Stadtquartier

bottom of page