Postkarte Mutschellen, Ausschnitt Wollishofen. Papeterie Fritz Fischer 1900.
Sammlung MZ. Gelaufen 13. Juli 1900
Zehn Jahre sind schon fast vergangen, seit Wollishofen 1891 – etwas zu wörtlich – zur Stadt geschlagen wurde. Auf der Postkarte erscheint Wollishofen weiterhin als ländlich-pittoreske Kulisse, mit den schweizerischen Ostalpen im Hintergrund, ganz bäuerlich, mit schmuckem Kirchlein, mit vielen Höfen, mit Bauernhäusern und Scheunen. Dennoch ist Bewegung ins Dorf gekommen. So erkennt man ganz links am See die «Rote Fabrik» (damals die Seidenweberei Henneberg, vgl. Blog ROTE FABRIK). Und nicht zufällig sind auch zwei Strassenzüge prominent ins Bild gerutscht, frisch, sauber, breit, hell, mit modernem Belag. Halblinks, gegen die Alpen strebend, die neue Renggerstrasse, rechts aus dem Nichts auftauchend, und an den rechten Rand abtauchend, zur Mutschellenstrasse hin: die Etzelstrasse. Die Etzelstrasse, die dann bald zur auffallenden Jugendstilstrasse wird (vgl. BLOG), ist noch ganz «jungfräulich», ohne Neubauten. Aber die Neubauten am Morgental mit dem Restaurant Freieck weisen schon auf die urbane Zukunft Wollishofens hin.
Repräsentative Ecke Morgental, um 1900. Fotograf unbekannt. Baugeschichtliches Archiv Zürich.
Am Morgental ging die Post ab. Das repräsentative Eck-Wohnhaus mit Restaurant Freieck (heute Filiale der Raiffeisenbank) im Parterre hat Baujahr 1899. Und auch das Tram war schon da, allerdings bog es von der Albisstrasse ab, nach rechts, in die Mutschellenstrasse – gegen das alte Tramdepot, das im Gebiet des heutigen Hallenbades lag. Erst 1929 sollte dann die Verlängerung des Trams entlang der Albisstrasse mit neuem Tramdepot erfolgen.
Bahnhof Wollishofen. Tiefbauamt 1900. Baugeschichtliches Archiv Zürich
Um 1900 ganz frisch war der neue Bahnhof. Nachdem der erste Bahnhof Wollishofens 1875 eröffnet worden war, musste er gegen Ende der 1890er Jahren bereits weichen: Weil die linksufrige Bahnlinie durch den Hirzeltunnel und die Zufahrt zum Gotthard aufgewertet wurde, erhielt Wollishofen einen «neuen» Bahnhof. Für Wollishofen war er neu, aber es war der «alte» von Zug, den die Nordostbahn dort für die Gotthardlinie grundsätzlich neu baute, und den alten nach Wollishofen transferierte. Recycling avant la lettre...
(SB)
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